Dienstag, 13. August 2013

von Kopf bis Huf...

Erkennungsmerkmale für den Pferdebesitzer oder Reiter um zu überprüfen, ob eine physiotherapeutische oder osteopathische Behandlung ratsam ist:

Fangen wir am Kopf an:
Zahnprobleme kann man erkennen, indem man unterhalb des Jochbeins auf die obere Zahnreihe fasst und bei einer Abwehrreaktion kann man von Haken, Kappen, Kanten auf den Zähnen ausgehen, welche zu erheblichen Rittigkeitsproblemen oder gar bis hin zu Koliken (Nahrung wird nicht richtig verdaut) führen kann. Ein Anzeichen hierfür kann ebenfalls das nicht gerne angenommene Gebiss sein oder Futter, das nicht richtig gekaut wird und über den Kot unverarbeitet wieder ausgeschieden wird.
Ich als geübter Therapeut fasse dem Pferd direkt ins Maul um mit den Fingern die Zahnreihen ab zu fahren, zudem verschiebe ich den Unterkiefer gegen den Oberkiefer um Bewegungsblockaden zu finden. 
Warum sind die Zähne so wichtig??? 
Gehen wir einen kleinen Sprung in die Evolutionsgeschichte zurück - woher kommen unsere Pferde???
Aus der Steppe, wir erinnern uns doch sicherlich alle an den Biologieunterricht da gab es den Eohippus und danach den Mesohippus, gefolgt von dem Parahippus, Merychippus, Pilohippus...



Die Veränderung der Gegebenheiten haben Sie zu unseren heutigen Sportpferden gemacht, früher sind sie durch die Lande gezogen und haben sich von Ästen und kargen Gräsern ernährt, ihre tägliche Aufgabe bestand darin, sich in langsamen Tempo viele Kilometer am Tag zu bewegen und fast 24 Stunden zu Fressen - tiefer will ich gar nicht in die Geschichte eindringen!
Die Abnutzung der Zähne (die Zähne eines Pferdes wachsen permanent nach) war also gegeben! 
Heute im Zeitalter des Sportpferdes stehen Pferde oftmals viele Stunden in ihren Boxen, dürfen nicht auf die Wiese oder wenn nur mal ein paar Stunden oder sogar nur auf einen Sandpaddock. Was dazu kommt ist leider viel Unwissenheit über die Fütterung eines Pferdes - ein Pferd braucht definitiv kein Müsli oder sonstiges Zeugs - Hafer, Heu und Mineralfutter sind völlig ausreichend und je mehr Heu desto besser, durch die raue Faser des Heus ist der Abrieb der Zähne gegeben, ebenso beim Hafer, Pferde haben Zähne und die müssen ihrer Arbeit nachkommen dürfen also bitte keinen gequetschten Hafer füttern (hat allerdings auch noch andere Gründe). Zudem gehört das Einspeicheln der Nahrung zu einem ganz wichtigen Verdauungsprozess.

Aber kommen wir zurück auf die Hakenbildung...was geschieht wenn ein Pferd nun Haken auf den Zähnen hat?
Ein Pferd zermahlt die Nahrung zwischen den Zähnen des Ober-&Unterkiefers, der Unterkiefer mahlt in kreisenden Bewegungen gegen den starren Oberkiefer. 
Durch Hakenbildung kann diese gleichmäßige Bewegung nicht mehr stattfinden und eine Folge daraus ist eine unregelmäßig belastete Kaumuskulatur (Masseter), ist das nun schlimm fragen sich hier bestimmt einige??? 
Hm, Muskulatur ist im gesamten Köper über Faszien miteinander verbunden - kommt es am Anfang (also bereits am Kopf) zu einer Fehlbelastung zieht das durch den gesamten Körper und kann sich an anderer Stelle z.B.  in Form von einer Lahmheit im rechten Hinterbein  zeigen.
Pferde Verwerfen sich im Genick, legen sich aufs Gebiss, lassen sich nicht mehr Stellen, das geht sogar soweit bis zum Steigen und sich komplett verwehren. 

In der Tat können so kleine Haken den gesamten Körper eines Pferdes in eine muskuläre Dysbalance bringen - wichtig ist die Zähne mindestens einmal im Jahr von einem Fachmann kontrollieren zu lassen - auch nach einer Zahnbehandlung ist es sinnvoll die Muskulatur zu prüfen - das Pferd trägt ein "Maulgatter" welches die Kieferknochen in eine unnatürliche Position bringt und sich hieraus oftmals die nächsten Probleme ergeben...
Wie man sieht ist das Pferd ein riesen Komplex und ich bin erst bei den Zähnen und der Kaumuskulatur :-) 



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